Die Stadt - Braunau am Inn
Bundesland Oberösterreich
25 Quadratkilometer Fläche
16.500 Einwohner
352 Meter Höhe über Adria

Im Jahre 788 erfolgte die erste urkundliche Erwähnung von "Rantesdorf" (Ranshofen) und um 1110 wurde Braunau zum ersten Mal urkundlich unter dem Namen "Prounaw" erwähnt. Nach der erzwungenen Absetzung Herzog Tassilos durch den Karolingerkönig Karl - später Kaiser Karl der Große - wurde aus dem Herzogshof eine kaiserliche Pfalz. Beweise für die zunehmende Bedeutung dieser Pfalz sind die in Ranshofen ausgestellten Urkunden Kaiser Ludwigs des Deutschen (840-876) und Kaiser Karls III. (876-887). Im Jahre 898 wurde zu Ehren des heiligen Pankratius durch Kaiser Arnulf von Kärnten in seiner Lieblingspfalz Ranshofen eine Kapelle errichtet. Im Jahre 1125 gründeten die Augustiner Chorherren den Stift Ranshofen, während der Salzburger Erzbischof Konrad I. im Jahre 1138 die Kapelle "Sankt Stephanus beim Innfluss" weihte.

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Das Stadtwappen Braunaus stammt, den stilistischen Merkmalen nach zu schließen, aus der Zeit zwischen 1270 und 1290, also der Regierungszeit Herzogs Heinrich XIII. Das Wappen ist ein so genanntes "redendes Wappen", das heisst man kann aus ihm den Gründer der Stadt und den Zeitpunkt der Stadtgründung ablesen. Diese Tatsache hat die Stadt Braunau dazu bewogen, dieses Wappen auch heute noch zu führen. Der Löwe im linken oberen Teil steht als Symbol für die Pfalzgrafschaft (Rheinpfalz), die im Jahre 1214 an das Haus Wittelsbach gekommen ist. Die verschlungenen zwei Schwänze des Löwen deuten die Verbindung Bayerns mit der Pfalz an. Die weiß-blauen Rauten sind das Wappenzeichen der Grafen von Bogen. Nach Aussterben dieses Geschlechtes fiel die Grafschaft an Herzog Otto II. den Erlauchten. Da die Siegel Ottos II. das Rautensymbol noch nicht aufweisen, ist mit gewisser Sicherheit anzunehmen, dass die Stadt Braunau vom Sohn Otto II., Herzog Heinrich XIII. von Niederbayern, gegründet wurde. Der Zeitpunkt der Stadtgründung wird nach 1259 angesetzt. Der älteste erhaltene Abdruck des Siegels der Stadt Braunau stammt aus dem Jahr 1331. Beim großen Stadtbrand 1380 wurde die hölzerne Stadt der Gründerzeit samt Innbrücke völlig zerstört. Herzog Stephan III. befahl umgehend den Wiederaufbau der Stadt und die Wiedererrichtung der wichtigen Innbrücke.

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1439 erfolgte die Grundsteinlegung für die gotische Stadtpfarrkirche Sankt Stephan, während man 1492 den Grundstein für ihren siebenundachtzig Meter hohen Turm legte. Das Innviertel war den größten Teil seiner Geschichte bayerisch und geriet erstmals im Zuge des spanischen Erbfolgekrieges unter kurzzeitige österreichische Besatzung. Während der bayerische Kurfürst Max Emanuel ins Exil nach Brüssel ging, rebellierte die ländliche Bevölkerung gegen hohe Abgaben und Zwangsrekrutierungen der Habsburger. Es gab eine Reihe von Gemetzeln, wie etwa die berüchtigte „Sendlinger Mordweihnacht“, bei der am Tag des christlichen Weihnachtsfest des Jahres 1705 bei vierzig getöteten kaiserlichen Soldaten rund elfhundert Aufständische massakriert worden sein sollen. Überliefert ist der Kampfruf „Lieber bayrisch sterben als österreichisch verderben!“. In dieser Zeit war Braunau kurzfristig in der Hand der Rebellen und tagte in Braunau der Landesdefensionskongress ("Braunauer Parlament"). Als Folge des österreichischen Erbfolgekrieges im Jahre 1743 war Braunau dann erneut Kriegsschauplatz. In der Schlacht bei Simbach am 9. Mai 1743 erlitten die Bayern eine vernichtende Niederlage. Die Österreicher belagerten Braunau sechs Wochen lang. Ende Juni ergab sich die Festung. Während dieser Belagerung wurde in der Festung das letzte Pferd geschlachtet, um an die Bewohner noch ein wenig Fleisch verteilen zu können. Daran erinnert heute noch das "Eiserne Ross" auf dem Giebel des Hauses Linzer Straße 21, ein Wahrzeichen Braunaus. Am 13. Mai 1779 wurde im Friedensvertrag von Teschen das bisher zu Bayern gehörende "Untere Amt Burghausen" als Innviertel den Habsburgern und damit Österreich zugesprochen.

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 Am 26. August 1806 wurde in Braunau der aus Schondorf stammende und in Nürnberg wirkende Drucker Johann Philipp Palm (1776-1806) auf Anordnung von Napoleon erschossen. Palm hatte im Frühjahr 1806 in Nürnberg ein Pamphlet mit dem Titel „Deutschland in seiner tiefsten Not“ gedruckt und verteilt, welches zum Widerstand gegen die französische Fremdherrschaft und Besatzung aufrief und unfähige und korrupte deutsche Politiker anprangerte. In Augsburg gelangte die Schrift in die Hände der Franzosen, die sofort nach dem Drucker und Autoren der Schrift fahndeten. Zunächst blieb die Suche erfolglos, da Palm sich ins damals preußische Erlangen abgesetzt hatte. Als er jedoch wieder heimlich nach Nürnberg zurückkam, wurde er wegen der Belohnung verraten und zum Tode verurteilt. Palm beteuerte seine Unschuld, woraus man schließt, dass er nicht der Verfasser der Schrift war. Da dieser sicher auch mit der Todesstrafe rechnen konnte, nannte er keine Namen. Aber auch nach seiner Hinrichtung meldete sich niemand, um die Autorenschaft der Schrift zu beanspruchen. Palm wurde am 22. August ins österreichische, aber von Franzosen besetzte Braunau am Inn überführt und dort Tage später öffentlich erschossen. Den Beschreibungen gemäß waren die ersten beiden Schussreihen nicht tödlich, weshalb es einer dritten bedurfte. 1866 errichtete man in Braunau ein Denkmal für Johann Philipp Palm, der auch in seiner Geburtsstadt als „deutscher“ Märtyrer“ verehrt wird. Seit einem Jahrzehnt gibt es dort einen mit einem stattlichen Preisgeld von 20.000,- Euro ausgestatteten „Johann-Philipp-Palm-Preis" für Verdienste um Meinungs- und Pressefreiheit. Zwischen 1810 und 1816 gehörte das Innviertel kurzzeitig wieder zu Bayern, bevor es dann endgültig österreichisch wurde.

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 Am 20. April 1889 wurde abends gegen halb sieben Adolf Hitler in der obersten Etage des Gasthauses Pommer (Name des Wirts, später: Hirsch), Hausnummer 15 (früher Haus 19 bzw. 219) in der Straße "Salzburger Vorstadt" geboren. Dort bewohnte die Familie des Grenzbeamten Alois Hitler eine kleine Wohnung mit Loggia auf der Hofseite. Der Zeitpunkt der Geburt in der Abenddämmerung des Karsamstags markiert in der christlichen Überlieferung den Beginn der so genannten "Osternacht", die auch als "heiligste" oder die "Nacht der Nächte" bezeichnet wird und von wachenden frommen Christen mit Gebeten verbracht wird, um den Übergang vom Tod zum Leben zu begleiten. Zwei Tage später, also am Ostermontag, nahm Ignaz Probst die katholische Taufe vor. Die Ansicht, dass die Taufe in der Schlosskapelle des Wertheimer Gutshof in Ranshofen vorgenommen wurde, stimmt nach Angaben von Manfred Rachbauer (Bezirksmuseum Braunau), der die Unterlagen eingesehen hat, nicht. Jedoch heißt es bei Gerald Lehner (Egon Ranshofen-Wertheimer und Leopold Kohr, Mit der Washington Post gegen die Nazis, Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Wien 1995, Seiten 62 bis 75): „Leopold Kohr erinnert sich: “Besonders gespenstisch für Egon war, dass in der Kapelle des Gutes Ranshofen einst ein Baby auf den Namen Adolf getauft worden ist, eben Hitler.” Das erhaltene Taufschein und Geburtszeugnis des "Adolfus" ist auf den 12. November 1924 datiert und kein Original. Da Hitler bis zum 20. Dezember 1924 in Landsberg im Gefängnis war, ist es fraglich, zu welchem Zweck die Urkunde sechs Wochen vorher in Braunau ausgestellt wurde. Obwohl auch nicht klar ist, warum Hitlers Eltern für die Taufe ihres vierten Kindes den Weg zur etwa vier Kilometer entfernten Schlosskirche in Ranshofen bevorzugt haben sollten, wo doch die Stadtkirche Sankt Stephan mit dem markanten "Stefferl-Turm" nur knappe dreihundert Meter entfernt war, ist eine Taufe Adolf Hitlers in Ranshofen wohl nicht gänzlich auszuschließen. Da Hitler 1924 aber bereits allseits bekannt und Ranshofen aber noch im Besitz der Wertheimer war, ist es denkbar, dass ein solcher Zusammenhang nun nicht mehr opportun gewesen sein könnte. Adolf Hitlers Vater war der 1837 geborene Alois Hitler (eigentlich Hiedler oder Hütler, also Hutmacher), der bis 1876 noch den Namen Schicklgruber trug. 1885 heiratete er in bereits dritter Ehe seine 23 Jahre jüngere und schwangere Cousine Klara Pölzl. Wegen des engen Verwandtschaftsgrades bedurfte die katholische Ehe der Zustimmung des Vatikan, die das Paar jedoch erhielt. Fluch oder Segen – die ersten drei Kinder der Hitlers starben noch vor der Geburt Adolfs. Sein 1894 geborener Bruder Edmund starb im Jahr 1900 als Adolf fast elf Jahre alt war. Neben ihm selbst überlebte nur seine Schwester Paula ihre Kindheit. Obwohl Braunau allgemein mit Hitler assoziiert wird und auch Schaulustige aus Fernost anlockt, verbrachte Hitler bis 1892 doch nur die ersten drei Lebensjahre im Ort. Die Familie zog häufig um, landete im bayerischen Passau ebenso wie in Linz und Steyr. Nach dem im März 1938 erfolgten Anschluss von Österreich an das nationalsozialistische Deutsche Reich wurde die bisher selbstständige Gemeinde Ranshofen am 15. Oktober 1938 in der Stadtgemeinde Braunau am Inn eingemeindet. Martin Bormann kaufte das Geburtshaus von Adolf Hitler von der Familie Pommer für 150.000,- Reichsmark. In den Akten der NSDAP findet sich dazu am 19. Mai 1938 folgende Notiz von SS-Brigadeführer Edmund Veesenmayer: „Die von Bormann angeforderten Verhandlungen über den Ankauf des Geburtshauses Hitlers in Braunau an den Geldforderungen der Besitzer Gebrüder Pommer gescheitert; Übernahme des Geburtszimmers durch die Ortsgruppe der NSDAP; weitere energische Maßnahmen erwogen". Im Haus wurde dann eine Bücherei eingerichtet und das Gebäude selbst als Geburtshaus Hitlers vermarktet. Am 2. Mai 1945 wurde Braunau von US-Truppen erobert. Ortsansässige Hitlergetreue versuchten Berichten zufolge wohl noch, das Haus zu sprengen, was Ihnen aber misslang. Die US-Armee richtete in Hitlers Geburtshaus eine Ausstellung über die deutschen Konzentrationslager ein. 1952 wurde das Gebäude an die früheren Besitzer zurückgegeben. Im März des Jahres 1989, kurz vor Hitlers 100. Geburtstag, wurde ein Mahnstein gegen Krieg und Faschismus vor dem Geburtshaus aufgestellt. Der Stein trägt die Inschrift: „Für Frieden Freiheit und Demokratie, nie wieder Faschismus, Millionen Tote mahnen“. Eine weitere Inschrift auf der anderen Seite bekundet das Objekt als einen Stein aus dem Konzentrationslager Mauthausen. Wiederholte Bestrebungen in dem Geburtshaus Hitlers ein Hitler-Museum zu errichten, scheiterten aber am Widerstand der Einheimischen. Zuletzt beherbergte das nunmehr leer stehende Haus noch eine Behindertenwerkstatt.

 

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Heute ist Braunau mit rund 16.500 Einwohnern die älteste und zugleich größte Stadt im Innviertel. Sie ist die Hauptstadt des Bezirks Braunau und liegt im Bundesland Oberösterreich auf 352 Metern Höhe, etwa fünfzehn Kilometer östlich des Zusammenflusses von Inn und Salzach. Der Inn bildet die Grenze zum benachbarten Freistaat Bayern. Gegenüber, auf der deutschen Seite des Inns, liegt das niederbayerische Simbach am Inn. Die geografische Ausdehnung beträgt neun Kilometer von Nord nach Süd, sowie acht Kilometer von West nach Ost. Das Stadtgebiet umfasst 25 Quadratkilometer Fläche, von denen 16 Prozent bewaldet sind und 53 Prozent landwirtschaftlich genutzt werden. Die Stadt ist in die drei Katastralgemeinden Braunau, Osternberg und Ranshofen gegliedert.

 

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Weitere Ortsteile der Gemeinden sind Aching, Au, Blankenbach, Braunau Neustadt, Gasteig, Höft, Haiden, Haselbach, Himmellindach, Laab, Lach, Lindach, Maierhof, Neue Heimat, Oberrothenbuch, Roith, Scheuhub, Tal und Unterrothenbuch. In der heimischen Wirtschaft dominieren Industrie und Gewerbe, in der mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer Braunaus tätig sind. Wichtigster Arbeitgeber ist die Austria Metall AG - kurz AMAG - mit Sitz in Ranshofen. Sie ist Österreichs führender Hersteller von Aluminium-Halbzeug- und Gießereiprodukten für die weiterverarbeitende Industrie.

 

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 Zur Deckung des gewaltigen Aluminiumbedarfes der deutschen Rüstungsindustrie begannen die "Vereinigten Aluminiumwerke AG - Berlin" (VAW) 1939 mit der Errichtung einer Aluminiumhütte in Ranshofen. Ausschlaggebend für die Standortwahl war der Bau der Innkraftwerke in der näheren Umgebung zur Versorgung der Elektrolyseanlagen mit elektrischer Energie. Aber auch die Nachbarschaft zu Braunau, dem Geburtsort von Hitler, dürfte eine gewisse Rolle für das riesige Vorhaben gespielt haben. Die Aluminiumhütte mit der Bezeichnung "Mattigwerk", benannt nach dem Fluss Mattig, der in dieser Gegend in den Inn mündet, war für eine Erzeugung von 66.000 Jahrestonnen ausgelegt. Für damalige Zeiten eine enorme Menge wenn man bedenkt, dass die Weltproduktion an Aluminium Anfang der vierziger Jahre bei rund 600.000 Tonnen pro Jahr lag. Bereits 1940 erfolgte parallel zu den Bauarbeiten der Produktionsbeginn. Die geplante Leistung konnte jedoch wegen Energie- und Rohstoffmangel während der Kriegsjahre nie erreicht werden, die Höchstleistung wurde 1943 mit 36.000 Tonnen erzielt. Als Rohstofflieferant diente das zum Konzern gehörende Bauxitbergwerk Unterlaussa im Reichraminger Hintergebirge. Der Schutz der Industrieanlage gegen alliierte Luftangriffe oblag der Flak Untergruppe Braunau. Wegen Ausfall der Rohstoffversorgung kam die Aluminiumerzeugung zu Kriegsende vollends zum Erliegen und die US-Truppen besetzten die fast unbeschädigten Werksanlagen. Bedingt durch die mangelnde Stromversorgung konnte die Elektrolyse vorerst nicht wieder in Betrieb gehen. Im Auftrag der amerikanischen Besatzungsmacht wurden ab Herbst 1945 in den Werksanlagen dringend benötigte Lokomotiven und Waggons für die neuerstandene Bundesbahn instandgesetzt. Im August 1946 wurde das Werk der Republik Österreich übergeben und ab 1947 begann wieder das schrittweise Hochfahren der Aluminiumerzeugung. 1948 begann die nunmehrige "Österreichische Metallwerke AG" mit der Errichtung von Aluminiumwalz- und Presswerksanlagen in Ranshofen. 1955 betrug die Jahreserzeugung schon 50.000 Tonnen Alu und es erfolgte der Zusammenschluss mit dem Metallwerk Berndorf zu den "Vereinigten Metallwerken Ranshofen - Berndorf AG" (VMW). In den achtziger Jahren kam es zur Umstrukturierung des Konzerns mit der Ausgliederung des Werkes Berndorf und Umbenennung in "Austria Metall AG Braunau-Ranshofen" (AMAG). Im gleichen Zeitraum begann der weitere Ausbau der Walzwerksanlagen und der Sekundärgießerei und 1992 wurde aus Umweltschutzgründen die Elektrolyse eingestellt. 1996 erfolgte die Privatisierung des Unternehmens und die AMAG ist heute ein florierendes Unternehmen, das sich seiner besonderen wirtschaftlichen Verantwortung für die Menschen des Innviertels und dessen größter Stadt bewusst ist.

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